Buntes Coverbild

Erfahrungs­bericht Mareike 2015

Besuch im Kinderheim in Indien
Wir wurden ganz herzlich von Allen begrüßt. Die Mädchen haben uns Blumenkränze gebastelt und uns liebevolle Bilder gemalt, die Sie uns direkt überreichten. Die Freude in Ihren Augen war dabei das größte Geschenk für mich. Ich habe mich sofort sehr Willkommen gefühlt.

Wir haben eine Woche dort im Kinderheim verbracht. Ich war vor allem überwältigt von der Offenheit und Schüchternheit zugleich. Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat, war die große Herzlichkeit. Sie haben uns an jedem Tag mit so viel Freude begrüßt und versucht uns die Zeit dort so angenehm wie möglich zu machen. Es wurde viel gelacht, gekichert und wir haben viele Spiele gespielt. Im Vergleich zu europäischen Verhältnissen war ich überrascht mit wie vielen Spielen man sich wunder-bar die Zeit vertreiben kann, ohne dafür etwas zu brauchen, außer seine Hände und Füße.

Für indische Verhältnisse war es warm, aber noch keine heiße Sommerhitze. An Ostern stand das Thermometer bei 48°C und wir haben uns tagsüber öfter im Haus verkriechen müssen. Ostern war besonders schön für alle. Es wurde zur Feier des Tages Essen bestellt und wir haben alle gemeinsam gespeist. Jeder bekam ein Palmenblatt als Unterlage und Teller zu gleich, dazu verschiedene warme und kalte Speisen und ausnahmsweise Fanta. Abends nach dem gemeinsamen Beten haben wir alle zusammen getanzt. Die Mädchen waren erstaunt, dass wir uns wegen der Hitze immer wieder hinsetzen mussten. Wie schnell wir doch geschwitzt haben.

Erstaunt war ich auch, wie nachhaltig das Kinderheim mit den gewonnen Spenden umgeht. Es wird versucht die Spenden so einzusetzen, dass sie auf lange Sicht zu mehr Unabhängigkeit führen und zu einer weiteren finanziellen Quelle werden. So wurden zum Beispiel Autos gekauft, die an andere weiter vermietet werden. Es wurde Land gekauft, auf dem Obstbäume gepflanzt werden sollen. Ein eigener Wasserspeicher gibt Sicherheit in der trockenen Gegend und eine kleine Solaranlage versorgt das ganze Heim mit ein wenig Strom.

Erfarhrungs­bericht Antonia 2014

Liebe Freunde
Ende Januar bin ich wieder für ein paar Tage im “Mercy-children-home-trust” gewesen. Nicht nur wegen der weihnachtlichen Dekoration, lag noch der Zauber der Feiertage in der Luft. Am 2. Weihnachtsfeiertag waren 110 Gäste im Kinderheim. Nicht nur die “Grossen” sind aus der Nurseschool angereist, auch die Kinder der umliegenden Dörfer, die zweimal im Jahr mit Kleidung und Schulbedarf von uns versorgt werden, sind mit ihren Familien gekommen und haben gemeinsam gefeiert und gegessen.

Da gab es gleich viel zu berichten.
Auch meine Ankunft wurde zelebriert und ich bin mit einem tollen Abendbrot überrascht worden. Noch bevor ich richtig angekommen war, wurden mir schon die 8 neuen Mädchen vorgestellt, die seit meinem letzten Besuch ein neues Zuhause im Kinderheim gefunden haben. Ab diesem Moment hatte ich quasi ununterbrochen eines der Kleinen auf dem Arm. Wie Ihr ja wisst, haben im Sommer Nandini und Nadhiya die Schule beendet und sind für die Krankenpflegeausbildung ins Schwesternwohnheim gezogen. Drei Mädchen konnten in ihre Familien zurück. So haben mich diesmal 31 jubelnde Stimmen begrüsst.
In den nächsten Tagen haben wir gespielt, gemalt, herumgealbert und ich habe in der Küche “hospitiert”. Wie sich herausgestellt hat, sind die Mädchen gute Lehrerinnen und so kann ich jetzt zum Beispiel Dosa machen. Ein indisches Brot.
In den Abendstunden habe ich mit George und Vinothini zusammen gesessen, organisatorisches besprochen und wir haben einfach von unseren letzten Monaten erzählt. Sorgen, Hoffnungen und Freude wechseln sich hier schnell ab.
Da ich an einem Vormittag abgereist bin, war der Abschied diesmal nicht so traurig. Morgens hatte ich die Mädchen zum Schulbus begleitet. Im “Durcheinander” vor der Bustür blieb keine Zeit für lange Worte. Nur Ruth-Elisabeth und Shruti haben mich zum grossen Tor gebracht, bevor ich mit George und Vinothini zum Bahnhof gefahren bin und mit Freude und Dankbarkeit in den Zug gestiegen bin.

Vielen Dank an alle Freunde und Helfer von Sehen und Handeln. Im “Mercy-Children-Home-Trust” sind sich alle des Glückes bewusst, dass es Menschen gibt, die für sie da sind.
Herzlich,
Toni

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Erfahrungs­bericht Antonia 2013

Besuch in Dindigul März 2013 – Antonia Bräuer

Als Lina und Jan im Frühjahr 2009 von Ihrer Asienreise zurück kehren, im Gepäck 1000 spannende Geschichten, berührt uns als Freunde besonders eine. Die Geschichte von George, Vinothini und Suginhia die gemeinsam im Bundesstaat Tamil Nandu ein Waisenheim leiten. Die Idee gemeinsam ein Projekt zu gründen, um diesen Ort am leben zu erhalten hat mich sofort begeistert und so unterstütze ich “Sehen und Handeln“ seit der ersten Stunde. Jetzt, 4 Jahre später, können wir auf einige Erfolge zurückblicken und für mich wurde es Zeit endlich selbst vor Ort ganz eigene Einblicke zu bekommen. Eigentlich war es genau so wie ich es mir vorgestellt habe und doch hat mich der persönliche Kontakt Vorort nochmal so überwältigt und überzeugt …

Schon der erste Moment am Bahnhof von Dindigul mit George und Vinothini war so herzlich, als wären wir schon lange Bekannte. Mit dem kleinen Wagen, der sonst nur für den Einkauf von Lebensmitteln benutzt wird, ging es direkt ins Kinderheim. Der Watchman, ein alter Herr der Tag und Nacht die große Pforte bewacht, ließ uns einfahren und wir wurden von 29 aufgeregten Mädchen begrüßt, die zur Feier des Tages auch alle noch nach 22 Uhr auf sein durften. Nach einem Lied und viel gejubel, verabschiedeten sich alle und gingen ganz diszipliniert in Ihre Schlafsäle. Der nächste Tag war schließlich ein Schultag. Für mich stand schon ein großzügiges essen bereit und ich zog mich mit den Er-wachsen, in einen kleinen Raum neben Georges Schlafraum zurück den er mir für meinen Aufenthalt zur Verfügung stellte, zurück. Ich erzählte ein wenig von meiner Reise durch Indien und viel dann total müde ins Bett. Am nächsten Morgen erwachte ich früh um 6.30 durch geschäftiges Treiben im Hof. Alle Mädchen waren schon auf den Beinen. Zähne putzen, Schulzöpfe flechten, Bücher zusammen suchen. Der Schlafsaal der großen Mädchen war zum Frühstücksraum umfunktioniert wo sich nach und nach alle einfanden, in einen großen Kreis setzten und auf die Essensausgabe warteten. Kaum hatten wir angefangen zu essen, hupte draußen auch schon der erste Schulbus vor dem Tor, der die älteren Mädchen einsammelte. 30 Minuten später kam der Van für die 7 – 12 Jährigen. 6 Mädchen saßen dann noch mit mir im Hof. Sie erklärten mir, dass sie zurzeit wegen einer ansteckenden Hautinfektion nicht zur Schule könnten. Die Läsionen wurden noch von Vinothini eingepudert , und dann bekam ich von den Mädchen erstmal eine kleine Führung übers Gelände: Großer Innenhof und Garten zum Spielen. Da es inzwischen einen Brunnen gibt, blühen überall wunderschöne Pflanzen und Früchte. Die zwei großen Schlafsäle (nach alter und Schlafenszeit eingeteilt) werden am Tag zum essen und Hausaufgaben machen genutzt und in der Regenzeit sowie in der Mittagshitze zum spielen. Es gibt eine große Küche, Waschsteine, und ein Bad mit zwei Toiletten und einer Dusche. Die Erwachsenen haben nochmal ein eigenes Bad und eine kleine Teeküche mit einem Schrank in dem das Gegengift für Kobrabisse aufbewahrt wird. Als sie mein entsetztes Gesicht sehen, erklären sie mir ganz sachlich, das nur sehr selten Kobras im Garten seien, dafür seien ja schließlich die hohen Mauern um das Gelände. Aha! Den Rest des Tages verbringen wir mit Fangen, Federball spielen und Seilspringen. Um die Mittagszeit bei 42 C! Nachdem alle aus der Schule zurück sind gibt es Tee danach ist „cleaning-time“. Alle Mädchen haben eine Aufgabe die zwischen 17 und 18 Uhr erledigt werden muss. Pflanzen bewässern, Fegen, Hund füttern, Küche und Bäder reinigen, Abendessen vorbereiten. Danach gibt es Abendbrot. Die indische Höflichkeit will es so, dass ich separat esse. Meine bitte bei den Mädchen zu sein wird mit endtäuschten Mienen aufgenommen, so dass ich meinen Wunsch schnell zurück nehme. Die indische Art Gäste zu behandeln ist für uns Europäer ungewöhnlich und fast schon unangenehm. Der Gast ist König und wird hofiert. Daran gewöhne ich mich bis zur letzten Stunde nicht, füge mich aber ein. Am Ende finden wir doch noch einen Weg. Ich esse zwei-mal. Erst ein wenig mit den Mädchen und dann nochmal alleine. Gut, dass das zweite essen erst um 23 Uhr serviert wird, so muss ich nur noch ins Bett rollen.

In den nächsten Tagen lerne ich viel über den Tagesablauf der Mädchen, ihre ganz individuellen Lebens- und manchmal auch erschütternden Leidensgeschichten, über die Bedeutung des Wortes „Großeinkauf“, essen mit den Fingern, warum schlafen auf Matratzen überbewertet ist (die werden in der Regenzeit feucht und übertragen Krankheiten) und das Krankenschwester ein Traumberuf ist. Ich erhalte Unterricht in indischem Tanz, Tamil und warum Kasten an einem christlich geführtem Ort natürlich keine Rolle spielen. Zurzeit sind 34 Mädchen im „Mercy children home trust – Kinderheim“ . 8 haben letztes Jahr die Schule beendet und sind ins Schwesternwohnheim gezogen, da es z.Z genug Spender gibt um die Ausbildungen zu finanzieren. 3 Mädchen konnten in ihre Familien zurück. Das Leben im Kinderheim bietet den Mädchen nicht nur im akuten Fall Hilfe, Liebe und Fürsorge an. Es bietet auch eine Perspektive jenseits der Ehe. George hat einen guten Draht zum örtlichen Krankenhaus, so dass alle Mädchen nach dem Examen eine Ausbildung machen können. Zumindest solange die ausländischen Spenderquellen nicht versiegen. Trotzdem gibt noch viele kleine und große Baustellen im Kinderheim, unter anderem der Ausfall von Strom für mehr als 10 Stunden täglich, oder das Fehlen von Moskitonetzen. Wie ihr wisst werden demnächst zwei große Spenderquellen aus krankheitsbedingten Gründen wegbrechen, daher ist weitere Unterstützung unbedingt notwendig.

Die Tage und Nächte an diesem wunderbaren Ort haben mich Dankbarkeit für mein eigenes Dasein und tiefe Bewunderung für die aufopfernde Lebensweise von George, Vinothini und Suganya gelehrt- die dank der Unterstützung die sie erhalten, täglich so viel Liebe und Leben schenken können. Alle Helfer und Freunde sind herzlich eingeladen im Kinderheim vorbei zu schauen…
Herzliche Grüße, Toni

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